Autor Thema: Historischer Bogen - Süddeutschland - Anfänger sucht Rat  (Gelesen 1181 mal)

Gitzbang

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Historischer Bogen - Süddeutschland - Anfänger sucht Rat
« am: Mai 01, 2022, 09:13:17 Nachmittag »
Historische / Alternative Bögen süddeutschen Raum gesucht

Hallo zusammen,

Ich brauche mal etwas Hilfe bzw. Rat, ich weiss die Frage ist etwas spezieller.

Ich hole erstmal weiter aus, wer das überspringen will, unter der Linie ---------- kommt dann die Frage ;)

Vorab ich war vor gut einer Woche bei einem Rittermahl wo traditionelles Bogenschießen ausprobiert werden konnte, zwar nur mit einem alternativen / historischen Reiterbogen aber immerhin. Nun hab ich Blut geleckt und möchte mit dem Bogenschießen einsteigen, aber eben wirklich historisch also mit Bögen die an das Mittelalter angelegt sind.

Der Herr der das angeboten und betreut hat war mega, gab eine super Einweisung und es hat viel Spaß gemacht, und am Ende hat er zu mit gemeint, wenn ich in dem Bereich einsteigen will dann am besten einen englischen Langbogen aus Eibe oder Hickory und 50Pfund Zug. Das wäre was womit ich auch lange Spaß haben könnte.

Nun ich mich dann informiert und gelesen, auch in Mittelaltergruppen...und es gestern gewagt zu einem Bogenhändler in meinem Umkreis zu fahren der in Örtlichen FacebookGruppen echt Lob bekommen hat.

Doch hat es halt nicht gepasst, solche "alten" Bögen haben sie nicht da könnten aber unter Umständen bestellen, und ich soll doch erstmal den 3d Parkpours mit nem modernen Bogen machen...

Hab dann auch ein paar Probeschüsse mit moderneren Bögen gemacht, aber es ist halt einfach nicht meins.

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So und jetzt zu meinem frägelchen kennt oder weiss evtl jemand von euch jemanden oder einen Händler im Süddeutschen Raum bevorzugt um 78... herum, der solche Bögen anbietet?
Villeicht sogar probeschießen kann?

Ich weiss die Chance ist gering.
Aber wer weiss villeicht hab ich ja Glück

Gruß Frank

Waldgeist

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Re: Historischer Bogen - Süddeutschland - Anfänger sucht Rat
« Antwort #1 am: Mai 01, 2022, 09:26:05 Nachmittag »
Wenn es ein Nachbau eines engl. Langbogens sein soll, dann solltest Du überlegen ob Du nicht in GBR einen Nachbau bestellst.
Es gibt aber auch gute LB von deutschen Boenbauern.
Meine Empfehlung wäre allerdings mit einer geringeren Zugkraft zu beginnen und eine saubere Technik zu lernen.
„Jeder Mensch kann irren, nur Dummköpfe verharren im Irrtum!“
 Cicero

AndrewS

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Re: Historischer Bogen - Süddeutschland - Anfänger sucht Rat
« Antwort #2 am: Mai 02, 2022, 12:01:14 Vormittag »
Also für das Mittelalter typisch sind verschiedene Bögen (das MA geht ja auch über Früh, Mittel- oder Hoch- bis hin zum Spätmittelalter.... )
 In Europa wurden reine Holzbögen verwendet (# Oberflacht, #Nydam, #Stabbögen (englischer Langbogen: Mary Rose bis viktorianische Langbögen es gibt aber auch kontinentale Beispiele),
 #Burgunderbogen (Schloß Hohenaschau))
 Auch Kompositbögen wie sie verschiedene Reitervölker (Hunnen, Magyaren, Mongolen) verwendet haben, gab es in vielen adeligen Häusern.
 In Nordeuropa / Nordosteuropa gab es noch den Typus der Holzkompositbögen (# Zweiholzbogen).
 Diverse Flachbögen werden meist in noch frühere Epochen eingeordnet.
 Das sind zumindest Bögen, die gefunden oder in Literatur erwähnt wurden....

In England gibt es einige traditionelle Bogenbauer für englische Langbögen verschiedenster Epochen (In D bekommt man Bögen von Pip Bickerstaffe (# Bogenstübchen)).
In D würde ich evt. sowas wie einen Bogenbaukurs machen und wenn es so ein Bogen sein soll auch versuchen einen Stabbogen zu bauen (# Jürgen Junkmanns (Pfeil und Bogen), # NicoVeggiato ( Ronneburg ), # Bombix, #Gigi, #Indiana Bogenbau, #Bruno Ballweg, # Konrad Vögele, und noch einige mehr). Kaufen kann man einen entsprechenden Bogen natürlich auch in D.


Auf jeden Fall viel Spaß bei deinem Vorhaben.
« Letzte Änderung: Mai 02, 2022, 12:15:23 Vormittag von AndrewS »

0815

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Re: Historischer Bogen - Süddeutschland - Anfänger sucht Rat
« Antwort #3 am: Mai 02, 2022, 06:07:00 Nachmittag »
Also zunaechst mal zu den Bogenformen
AndrewS hat da schon einiges dazu gesagt. Man muss aber dann auch mal "als Anfaenger" auf dem Teppich bleiben, denn ein Eibenlangbogen ist nicht guenstig.
Zudem ist ein Bogen aus Hickory historisch nicht korrekt (gutes Bogenholz, aber historisch in D nicht verhanden, da auf dem amerikanischen Kontinent heimisch).
Osage hat das gleiche Problem. Holzlaminierte englische Langboegen ebenso (Hickory/Lemonwood) etc.
Bleiben zunaechst verschiedene taugliche heimische Hoelzer: Esche, Robinie, Ulme.
Preistechnisch wohl auch in dieser Reihenfolge. Aufgrund der Holzeigenschaften sind diese Hoelzer fuer D-Querschnittboegen (englische Langboegen) eher weniger geeignet. Sehr geeignet fuer alle Arten von Flachboegen. Natuerlich ist auch Hickory sehr fuer diese Flachbogenform geeignet und die meisten Leute sehen den Unterschied eh nicht.
Aussehen koennte das dann so: https://free-archers.net/index.php?topic=817.msg6149#msg6149
Und persoenlich halte ich diesen Bogen: https://free-archers.net/index.php?topic=817.msg6149#msg6149
oder diesen Bogen: https://free-archers.net/index.php?topic=818.0
fuer einen guten Einstiegsbogen der Dich nicht pleitegehen laest und im Zuggewichtsbereich eher was fuer kraeftige Anfanger ist.
Du wirst als Anfaenger eher mehr Geld in Pfeile stecken, denn der mieseste Bogen mit guten Pfeilen wird besser schiessen als der teure Bogen mit schlechten Pfeilen.
Wegen dieser 2 Bogen wuerde ich mich an Wolverine wenden, der kennt auch den Bogenbauer. Und das sind auch alles Schwaben, halt etwas noerdlich von Dir.
Wenn Du dann einen Bogen hast, dann koennen wir Dir mit dem Pfeilmaterial helfen. Denn gute Pfeile sind teuer wenn man sie kauft und "erschwinglich" wenn man sie selber baut.
Und fuer Dich kommt da eh nur Holz in Frage.
« Letzte Änderung: Mai 02, 2022, 06:09:45 Nachmittag von 0815 »

Waldgeist

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Re: Historischer Bogen - Süddeutschland - Anfänger sucht Rat
« Antwort #4 am: Mai 02, 2022, 06:54:30 Nachmittag »
Ich kann 0815 nur beipflichten; wollte als erster Antwortender nur nicht gleich so hart `rüberkommen.
Es heißt ja: Der Hunger kommt beim Essen ... Beim Bogenschießen ist es die Begeisterung; sie lässt nicht nach, sondern auch sie nimmt von Jahr zu Jahr zu. Wichtig ist nur, dass der Einstieg gut gewählt wird. Dazu gehört eben kein zu starker Bogen und wie schon geschrieben das passende Material. Außer einer guten Beratung braucht es einiges an Übung und viel Praxiserfahrung. Es gibt so manchen der sowohl in finanzieller Hinsicht als auch gesundheitlich Lehrgeld hat zahlen müssen.
« Letzte Änderung: Mai 02, 2022, 08:27:46 Nachmittag von Waldgeist »
„Jeder Mensch kann irren, nur Dummköpfe verharren im Irrtum!“
 Cicero

Gitzbang

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Re: Historischer Bogen - Süddeutschland - Anfänger sucht Rat
« Antwort #5 am: Mai 02, 2022, 07:22:55 Nachmittag »
Hallöchen ihr 3en

Erstmal vielen lieben Dank für eure ausführlichen Antworten.

Das das Hobby nicht gerade günstig ist, weiss ich leider, also wo ich probeschießen war auf der Burg hat man mir gesagt ein guter Bogen liegt so bei 400€ bis 800€ zzgl. Zubehör und eben grenze nach oben offen was ich ja auch verstehe.

Danke auch wegen der Zugkraft, ich frag extra rein um mir soviel input wie möglich zu holen und dafür danke ich euch mega.

Bevor ich mir einen Bogen zulege, gehe ich die nächsten 2 Wochen auch erstmal regelmäßig zum Bigenschnuppern beim Verein im Nachbarort, die machen das mit Leihausrüstung von sich und ich hoffe da bekomme ich auch noch ordentlich input.

Ich muss auch sagen je mehr ich drüber nachdenke desto mehr bin ich auch bereit vom Langbogen ab zu sehen und erstmal einen anderen mir zuzulegen, nur halbwegs historisch korrekt. Da ich einfach auch die Möglichkeit haben möchte ihn im Mittelaltermarkt mitzunehmen und dergleichen, da bin ich leider etwas speziell sry aber da kriegt man mich nicht weg von :)

Ich bin eher am überlegen dann eben nicht einen englischen Langbogen mit weniger Zug zu holen, und wenn ich dann nächstes Jahr sage ich will mehr dann geh ich richtig in die vollen und hab halt 2 Bögen an der Wand hängen

0815

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Re: Historischer Bogen - Süddeutschland - Anfänger sucht Rat
« Antwort #6 am: Mai 02, 2022, 08:48:58 Nachmittag »
Es gibt keinen ernsthaften Bogenschuetzen mit nur einem Bogen...... (es sei denn er hat alle vorigen verkauft)....
Holzbogen ist eine Nische im traditionellen Bogenmarkt, die sich fuer einen echten kommerziellen Haendler mit groesserem Ladengeschaft und Angestellten nicht lohnt.
Das Angebot beschraenkt sich auf "Hobbybogenbauer" die ihre Kreationen verkaufen um "neues Material zu finanzieren" und auf wenige "professionelle" Holzbogenbauer, die den Lebensstil voll leben und reich wird man davon nicht. Der Galsbelegte Bogen ist konstanter zu produzieren und man hat fast keine Garantierprobleme, dehalb bauen fast alle kommerziellen Bogenbauer glasbelegte Boegen. Dasselbe trifft auf den Kunden zu, denn die Preise fuer Holzboegen sind mindestens so hoch wie Glasboegen, fuer gute sogar hoeher.


AndrewS

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Re: Historischer Bogen - Süddeutschland - Anfänger sucht Rat
« Antwort #7 am: Mai 02, 2022, 08:53:55 Nachmittag »
Wie schon geschrieben, mach nen Baukurs.....
Da hast du von vorneherein einen anderen Bezug zum Bogen. Authentischer als selbstgeschnitzt aus einem Stück Holz geht nicht - da ist die Form erstmal zweitrangig und die Holzsorte wäre für mich auch zweitrangig ( Robinie kam als Pflanze z.B nach Kolumbus nach Europa, Osage wächst mittlerweile in Italien, Slowenien, Ungarn,
Hickory wächst in D prima, obwohl erst nach dem WWII eingeführt (genauso wie die Waschbären), Tropenhölzer kamen durch das britische Empire recht früh nach England... und es gibt einige wenig beachtete einheimische Bogenhölzer wie Hainbuche, Goldregen, Kornelkirsche, Schlehe, div. Wildobst, die mehr Aufmerksamkeit verdienen...)

Das was ich aufgezählt habe beinhaltet Funde und Literatur hinsichtlich dem erweiterten Zeitraumes  MITTELALTER -Genau genommen gehört der Typ Mary Rose schon zur Renaissance. Der Hohenaschau Bogen als kontinentaler Bogen ist angeblich älter. Wahrscheinlich ist dieser Bogen auch nicht aus Eibe sondern aus Goldregen....


Als Anfänger kannst du auch ohne Probleme mit einem der genannten Bögen von Günter nehmen. Einheimisches Holz, handgeschnitzt und Günter schiesst seine Bögen immer erfolgreicher selber - viel +++

P.S. nimm die Einladung zur Pfeilbauunterstützung war
« Letzte Änderung: Mai 02, 2022, 09:58:25 Nachmittag von AndrewS »

0815

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Re: Historischer Bogen - Süddeutschland - Anfänger sucht Rat
« Antwort #8 am: Mai 03, 2022, 02:05:07 Vormittag »
Wenn es schnell gehen soll mit Hickory....
https://youtu.be/TGRtIFHNAXs